EUROPA HEUTE
Bislang haben wir Sie mit folgenden Fragen konfrontiert: „Was sind die Kernelemente europäischer Kultur?“ und „Was bedeutet es, europäisch zu sein?“. Diese Fragen betreffen die Vergangenheit ebenso wie die Gegenwart und Zukunft.
Der Ausstellungsbereich „Europa heute“ setzt sich mit Ereignissen der jüngsten Geschichte auseinander. Die hier versammelten Objekte rücken aktuelle Herausforderungen, Konflikte und Chancen ins Bild. Diese Themen fordern uns erneut dazu auf, über die grundlegenden Werte Europas nachzudenken.
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AKTUELLE SCHLAGZEILEN I
Join us on a multilingual tour through the new 6th floor space of our permanent exhibition - entitled ‘Europe Now’. Explore the many challenges facing Europe today – climate change, its colonial heritage, Brexit and the Covid pandemic, to name but a few.
Friedensnobelpreis
2012 wurde die Europäische Union mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das Nobelpreiskomitee würdigte damit die Verdienste der EU um die Förderung von Versöhnung und Frieden, Demokratie, Menschenrechten und sozialer Wohlfahrt.
In den vergangenen Jahren erlebte die Europäische Union jedoch eine Reihe von Krisen, die sie erheblich unter Druck gebracht haben. Wirtschafts- und Währungskrisen, Terrorismus, Migrationskrise, Brexit und andere dramatische Ereignisse unserer Zeit machen deutlich, wie fragil und widersprüchlich die derzeitige Lage ist.
Klimawandel
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, da er nicht weniger als die Lebensbedingungen der Menschheit auf der Erde gefährdet.
Die vom Menschen verursachte Erderwärmung – hervorgerufen durch exzessive CO2-Emissionen und Umweltverschmutzung – zerstört ganze Ökosysteme und bedroht langfristig das Überleben der Menschheit.
Initiiert von der jungen schwedischen Aktivistin Greta Thunberg fordert die Jugendbewegung „Fridays for Future“ mittlerweile weltweit einen radikalen ökologischen Kurswechsel ein. Für heute 15-Jährige sind die Folgen des Klimawandels eine konkrete Bedrohung ihrer Lebensperspektive.
Brexit
Zum ersten Mal in der Geschichte hat ein Mitgliedstaat entschieden, die EU zu verlassen.
Infolge eines Referendums aktivierte das Vereinigte Königreich Artikel 50 des Vertrags von Lissabon und setzte damit das Verfahren für seinen Austritt aus der EU am 31. Januar 2020 nach 47 Jahren Mitgliedschaft in Gang.
Der Moment, als die britische Nationalfahne am Gebäude des Europäischen Ausschusses der Regionen in Brüssel eingeholt und der Sammlung des Hauses der Europäischen Geschichte übergeben wurde, steht sinnbildlich für diese historische Zäsur.
Kolonialerbe
Durch kolonialistische Eroberung weiter Teile der Welt gelangten über Jahrhunderte Ressourcen nach Europa und steigerten dessen Wohlstand, während die einheimische Bevölkerung verarmte und unterdrückt wurde.
Die Skulptur von Niyi Olagunju bringt die Zerrissenheit der Identität der afrikanischen Völker zum Ausdruck, die eine Folge der traumatischen Erfahrungen des Kolonialismus ist. Objekte, die ursprünglich in einen spirituellen religiösen und sozialen Kontext eingebunden waren, wurden zu Ausstellungsobjekten in europäischen Museen. Aus afrikanischer Sicht bedeutet die Musealisierung und Kommerzialisierung dieser Objekte eine kulturelle Enteignung und historische Entwurzelung.
Angesichts der immer lauter werdenden Forderung, Objekte mit fragwürdiger Geschichte zurückzugegeben, haben einige Mitgliedstaaten der EU damit begonnen, ihre Museumssammlungen kritisch auf ihre Herkunftsgeschichte hin zu befragen.
AKTUELLE SCHLAGZEILEN II
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Kriege
Der Kosovo-Krieg, der im Jahr 1999 endete, war der letzte bewaffnete Konflikt in dem gewalttätigsten Jahrhundert der europäischen Geschichte. Die Hoffnung jedoch, dass sich derartige Gräueltaten nie mehr wiederholen würden, hat sich nicht erfüllt.
Einige ehemalige Sowjetrepubliken sind Opfer der geopolitischen Bestrebungen des Nachbarn Russland geworden. Schwelende Konflikt und regionale bewaffnete Auseinandersetzungen gehören auch heute noch zur Realität in Europa. Die Zivilbevölkerung in Georgien und der Ukraine wurde Zeuge militärischer Aktionen und Gräueltaten. Die Europäerinnen und Europäer in diesen Ländern sind aufs schwerste traumatisiert worden, viele Menschen wurden getötet oder haben ihre Heimat verloren. In Gebieten, die nicht länger militärisch umkämpft sind, ist das Leben aufgrund von Landminen und Blindgängern weiterhin gefährlich.
Pandemie
Die COVID-19-Pandemie hat schlagartig die Verletzbarkeit der Menschheit erfahrbar gemacht und die europäische Solidarität auf eine harte Probe gestellt.
Zu Beginn der Pandemie reagierten die Mitgliedstaaten der EU unabhängig voneinander. Grenzen wurden geschlossen, die Reisefreiheit begrenzt und bürgerliche Freiheiten eingeschränkt. Kritiker befürchten, dass die Grundfreiheiten langfristig beeinträchtigt werden könnten.
Allen Unwägbarkeiten zum Trotz manifestierte sich in der Gesellschaft ein starker Wille zur Solidarität. Die Mitgliedstaaten und die Organe der EU verständigten sich auf ein beispielloses Wiederaufbauprogramm, um die am stärksten von der Pandemie betroffenen Gesellschaften und Volkswirtschaften zu unterstützten.
Digitale Revolution
Neue Technologien verändern aufs radikalste die Art und Weise, wie wir miteinander leben und kommunizieren. Dass die Welt sich immer stärker vernetzt, birgt viele Möglichkeiten, aber auch Risiken in sich.
Daten sind inzwischen zu einem zentralen Faktor der Weltwirtschaft geworden. Damit wird der Datenschutz im Internet zu einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Das Sammeln von Informationen über unser Verhalten, unsere Gedanken und Begehrlichkeiten ermöglicht es Unternehmen, unser Leben und unsere Entscheidungen zu beeinflussen und zu manipulieren. Neue Kommunikationstechniken haben den Weg für eine weitreichende Überwachung und die rasche Verbreitung von Desinformation geebnet.
Der Prozess demokratischer Meinungsbildung kann auf diese Weise untergraben und die Wahlfreiheit der Bürger manipuliert werden, und das, ohne dass diese etwas davon merken.
Terrorismus
Der Terrorismus ist eine Bedrohung für die Sicherheit und die demokratische Ordnung Europas und eine weltweite Herausforderung moderner Gesellschaften.
Islamistische oder rechtsextremistische Terroranschläge in ganz Europa sind der brutale Ausdruck von Ideologien, die im krassen Gegensatz zu den Werten Vielfalt und Pluralismus stehen. Dieser Extremismus wird häufig von rückwärtsgewandten Weltbildern oder religiösem Fundamentalismus genährt.
Angesichts von Hass und Gewalt haben Menschen in ganz Europa zu Solidaritätskundgebungen aufgerufen und sich für Toleranz und Frieden eingesetzt.
MEINE SPUREN IN EUROPA
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Meine Spuren in Europa
Markieren Sie Ihre persönlichen Verbindungen zu bestimmten Orten innerhalb und außerhalb Europas und werden Sie Teil dieses kooperativen Mapping-Experiments.
WIRBEL DER GESCHICHTE
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Wirbel der Geschichte
Diese wirbelförmige Skulptur ist das beherrschende Element im zentralen Treppenhaus des Museums. Sie enthält 27 historische Zitate, in denen die im ständigen Wandel begriffene Interpretation der europäischen Geschichte sichtbar gemacht wird.
EUROPA AUS DER VOGELPERSPEKTIVE
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Europäische Landschaften
Der Blick von oben aus der Vogelperspektive lässt die Spuren sichtbar werden, die die Geschichte in den europäischen Landschaften hinterlassen hat. Diese sind in ihrer Mehrzahl von menschlicher Aktivität geprägte Kulturlandschaften, sei dies auf positive oder negative Weise. Die Geschichte hat eine bemerkenswerte Vielfalt an Landschaftsformen hervorgebracht, die erstaunliche Ähnlichkeiten, aber auch markante Unterschiede aufweisen.
ANSICHTEN ÜBER EUROPA
Europäische Stadtgeschichten
Erkunden Sie europäische Städte in ihrer Geschichte und Gegenwart anhand von Kunstwerken und über Webcams. Organisieren Sie Ihre eigene virtuelle Städtetour und projizieren Sie diese mithilfe eines der drei zur Verfügung stehenden Geräte an die Wand.
Mein Haus der Europäischen Geschichte
„Mein Haus der Europäischen Geschichte“ ist ein einzigartiges Gemeinschaftsprojekt, bei dem persönliche Geschichten mit Bezug zu Europa zusammengetragen werden. Die Geschichten sind sowohl nach Zeitabschnitten sortiert als auch geografisch verortet. Mit Hilfe der interaktiven Landkarte können Sie Geschichten zu bestimmten Orten zu suchen. Wenn Sie sich auf der Internetseite des Projekts anmelden, haben Sie außerdem die Möglichkeit, dort Ihre eigenen europäischen Erlebnisse und Erinnerungen zu veröffentlichen.