Europa imaginieren: Weltpolitik gegen Großmachtrivalität
Weltpolitik gegen Großmachtrivalität: Die Rolle der EU
Die Europäische Union steht möglicherweise für eine neue Art von Weltmacht. Klassische Nationalstaaten trennten ganz klar zwischen innerer Macht, die auf Recht und Politik basiert, und äußerer Macht, die auf Wohlstand und militärischer Stärke gründet. Es gibt seit jeher Spannungen zwischen Elitevorstellungen von Europa, bei denen Europa als postkoloniales Projekt, als neu entstehende Supermacht angesehen wird, die die Vereinigten Staaten herausfordern könnte, und Druck von unten, bei dem die Rolle Europas als Friedensprojekt im Mittelpunkt steht. In diesem Vortrag wird dargestellt, wie diese Spannungen zur Entwicklung der europäischen Außenpolitik beigetragen haben. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Rolle sozialer Bewegungen gerichtet, darunter den Widerstand während des Krieges, bei dem auf Frieden und soziale Gerechtigkeit gedrängt wurde, den Dialog zwischen Friedens- und Menschenrechtsbewegungen während des Kalten Krieges in den 1980er Jahren, die Solidaritätsbewegungen, die während der Balkankriege in den 1990er Jahren entstanden, und die Bewegungen für soziale Gerechtigkeit und Bekämpfung des Klimawandels in den ersten zwanzig Jahren des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
Es wird argumentiert, dass durch diese Entwicklung eine Außenpolitik entstanden ist, bei der die Bedeutung des Multilateralismus bei der Bewältigung globaler Herausforderungen, die Ausbreitung der Rechtsstaatlichkeit, die Bereitstellung umfangreicher Hilfen und das Beitragen zur Krisenbewältigung in den Mittelpunkt gestellt wird. Diese Außenpolitik wird zu einer vernetzen Welt, in der die Souveränität zunehmend unklar ist, viel besser passen als die traditionelle Großmachtvorstellung von internationalen Beziehungen, für die moderne autoritäre Regime eintreten.
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Mary Kaldor ist emeritierte Professorin für Global Governance und Leiterin des Konfliktforschungsprogramms an der London School of Economics. Sie ist Wegbereiterin der Begriffe „neue Kriege“ und „globale Zivilgesellschaft“. Ihre Ausführungen zur Umsetzung der menschlichen Sicherheit in der realen Welt hatten direkten Einfluss auf europäische und nationale Regierungen. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher und Artikel, darunter „Neue und alte Kriege: Organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung“ (3. Ausgabe, 2012), „International Law and New Wars“ (mit Christine Chinkin, 2017) und „Global Security Cultures“ (2018).