„The Flamboyant Fake“: Frederic Clark - Ein Betrugsfall im Wandel der Zeiten von der Antike bis zur Aufklärung
„Liars Must Have Good Memories“: Thinking with Forgery, in Renaissance Europe and Beyond („Lügner brauchen ein gutes Gedächtnis“: Nachdenken über Fälschungen vom Europa der Renaissance bis zur Neuzeit)
Untersuchungen des Phänomens „Fälschung“ haben in den letzten Jahren über verschiedene wissenschaftliche Bereiche und Disziplinen hinweg an Popularität gewonnen, so dass man heute bereits von „Fälschungsstudien“ als einem kohärenten Teilbereich der Wissenschaften sprechen kann. Durch Studien dieser Art konnten einige traditionelle Narrative korrigiert werden, insbesondere ältere triumphalistische Erzählungen über das Aufkommen von Philologie, Geschichte und „rationaler Kritik“ im Europa der Renaissance. Seit dem 18. Jahrhundert oder eventuell sogar noch früher wurden Kritiker aus dem Zeitalter der Renaissance, darunter Lorenzo Valla und Erasmus, gefeiert, weil sie angeblich Fälschungen aufgedeckt und sich gegen Fälschung und Dogmatismus gewandt hätten. Fälschungen und Lügen gab es jedoch auch in der Renaissance – genauso wie heute. In diesem Gespräch werden die neuen Erkenntnisse im Bereich der Fälschungsstudien vorgestellt, um an ihrem Beispiel den komplexen Charakter der Kritik selbst und die häufig mit ihr verbundenen Paradoxe aufzuzeigen. Wann, wenn überhaupt, können Fälschungen als etwas Gutes betrachtet werden? Wie sollten Kritiker auf die Allgegenwart des Phänomens Fälschung über die historischen Zeiträume hinweg reagieren? Und wie kann das Studium der Renaissance schließlich Licht auf unsere derzeitige Situation am Anfang des 21. Jahrhunderts werfen?
Frederic Clark ist Assistant Professor für Altphilologie an der University of Southern California. Er ist ein Fachmann für Kultur- und Geistesgeschichte, der sich auf das Nachleben der klassischen Antike im mittelalterlichen und frühen modernen Europa spezialisiert hat. Er erwarb seinen Bachelor an der Harvard University, seinen Masterabschluss an der Universität Cambridge und seinen Doktortitel der der Princeton University. In seinen Forschungen wird untersucht, wie die Rezeption der alten Vergangenheit Praktiken der humanistischen Studien, einschließlich der Ansätze zum Studium von Fälschungen und der für ihre Aufdeckung verwendeten Kritikinstrumente, beeinflusst hat und weiterhin beeinflusst. Clark ist Autor des Buches The First Pagan Historian: The Fortunes of a Fraud from Antiquity to the Enlightenment (Oxford University Press, 2020) und Mitherausgeber des Werks Thinking in the Past Tense: Eight Conversations (University of Chicago Press, 2019). Seine Artikel erschienen in Publikationsreihen The Journal of the History of Ideas, Viator, Past & Present und The Journal of the Warburg und Courtauld Institutes.